hildegardburjanEs ist schon ein historischer Augenblick, dass erstmals eine demokratisch gewählte Parlamentarierin von der Kirche seliggesprochen wird. Hildegard BURJAN war in vielen Dingen die Erste

1. Sie war die erste Frau im österreichischen Parlament.

2. Sie war eine der Ersten, die in ihrem Leben Familie und Beruf, Politik und Ordensgründung in Einklang bringen musste und wollte.

3. Sie hat eindeutig prophetische Züge an sich. „In einer Zeit, in der man weithin die himmelschreienden Ungerechtigkeiten (Kinderarbeit, Lohndumping bei den Heimarbeiterinnen, Ausgrenzung ganzer Menschengruppen...) übersah oder verdrängte, setzte sie Initiativen für eine neue Weise sozialen Engagements, indem sie - und das ist wichtig - nicht mehr nur Mildtätigkeit in Einzelfällen übte, sondern strukturelle Hilfe, strukturelle Erneuerung des Sozialwesens urgierte.“ (Univ.-Prof. Gisbert Greshake)

4. Sie war die Erste, die mit Boykott-Aufrufen für Waren, die unter ungerechten Bedingungen hergestellt wurden, arbeitete.

5. Als eine der Ersten im kirchlichen Raum entdeckte sie die globale Verantwortung für die Welt. Sie fühlte sich nach eigener Aussage „verantwortlich für das viele Traurige, das auf der Welt geschieht.“ Das war eine für den Anfang des 20. Jahrhunderts wegweisende Aussage, wie Prof. Greshake betont.

6. Außerdem strebte sie als Ordensgründerin eine neue Gestalt einer Schwestern-gemeinschaft an. 1919 gründete sie die „Caritas Socialis“. Erst viel später wurde diese Form einer Schwesterngemeinschaft von Papst Pius XII. in den sogenannten Säkularinstituten gewürdigt und anerkannt!

Einer der Leitsätze von Hildegard Burjan war: „Politisches Engagement gehört zum praktischen Christentum.“ Es wäre ein Segen für unsere Welt, wenn es mehr „praktische“ Christen gäbe.

In diesem Sinne danke ich allen, die sich in der heutigen Welt bemühen, ihr Umfeld auf Grund der christlichen Frohbotschaft mit- und umzugestalten.

Ihr Pfarrer

Dr. Gerhard Gansterer